Zwischen den Bauchmuskeln und dem Leistenband befindet sich eine kleine Lücke. Durch diese verlaufen beim Mann Samenstrang und Hodengefäße; bei der Frau das sog. Mutterband. Ist diese Lücke von Geburt an zu weit, bzw. erweitert sie sich durch Gewebeschwäche oder auch zu starkes Pressen bei Belastung der Bauchmuskeln, kommt es zur Ausstülpung von Bauchfell, das nun sackartig in die erweiterte Lücke (= Bruchpforte) gewölbt wird (= Bruchsack). Teile von Bauchorganen können in diesen Bruchsack hineingepresst werden oder darin auch dauerhaft zu liegen kommen (= Bruchinhalt). Ein Leistenbruch kann einseitig oder auch beidseitig auftreten, er ist oft sicht- oder fühlbar und bereitet, solange nichts Einklemmt ist, meist nur leichte Beschwerden.
Ist der Leistenbruch gefährlich?
Keine Bruchpforte schließt sich von selbst. Ein Bruchband hilft nur selten, oft hilft es, konsequent jedes Pressen bei Belastung zu vermeiden. Ein Leistenbruch sollte dann operiert werden, wenn er Beschwerden verursacht.
Doch es ist wichtig zu wissen: jeder Leistenbruch birgt das Risiko der akuten Einklemmung, besonders wenn die Bruchpforte eng ist. Es können sich Teile des Dünndarmes plötzlich derart einklemmen, dass es zum Darmverschluss oder zu einer Bauchfellentzündung kommt. Dadurch steigt das sonst nur geringe Risiko der Operation, ein Noteingriff ist erforderlich!
Welche Voruntersuchungen sind erforderlich?
Für den geübten Untersucher ist ein Leistenbruch im Stehen und im Liegen gut zu tasten. Gelegentlich kann eine Ultraschalluntersuchung hilfreich sein. Da ein Leistenbruch auch Symptom einer Darm- bzw. Lungenerkrankung sein kann (man spricht von einer "symptomatische Hernie"), müssen im Einzelfall auch Darmuntersuchung bzw. Lungenfunktionsprüfung angeschlossen werden.
Behandlung
Wie wird operiert?
Der Bruch kann durch äußere Korrektur oder auch laparoskopisch von innen her beseitigt werden. Bei der äußeren Korrektur (in Voll- oder Regionalnarkose) wird der Bruchsack durch einen Schnitt in der Leistenbeuge freigelegt, eröffnet und der Bruchinhalt durch die erweiterte Bruchpforte in die Bauchhöhle zurückverlagert. Nun wird der Bruchsack verkleinert und unterbunden. Alle 3 Muskelschichten werden fest vernäht, bei sehr weiten Bruchpforten kann das Einnähen eines Netzes notwendig sein.
Die laparoskopische Korrektur von innen her erfolgt in Vollnarkose. Es wird vorerst über eine Nadel in der Nabelgegend C02-Gas in die Bauchhöhle geblasen und dann über kleine Ventilröhren (Trokare) eine Videokamera und die Operationsinstrumente eingeführt. Nun werden Bruchinhalt und Bruchsack wieder in die Bauchhöhle eingeholt und die Bruchpforte mittels Netz von innen her plombiert. Die innere Korrektur eignet sich vor allem für sog. Rezidivhernien mit enger Bruchpforte.
Nachbehandlung
Körperliche Schonung, insbesondere das Vermeiden von starkem Pressen für etwa 6-8 Wochen ist in jedem Fall angezeigt. Bei symptomatischen Hernien ist die Ursache mitzubehandeln, um ein Wiederentstehen des Bruches (= Rezidiv) zu verhindern.