Die Proktologie befasst sich mit der Erkennung und Behandlung von Krankheiten des Enddarmes. Zu diesen Erkrankungen gehören unter anderem Hämorrhoiden, Fisteln, Fissuren, Polypen und chronische Entzündungen. Beispielhaft sei die Ursache und Behandlung der weit verbreiteten Hämorriden erläutert.
Was sind Hämorriden?
Kleinste Hämorriden hat jeder Mensch! Sie sind keine Krankheit, sondern normale Blutgefäß-Schwellpolster, die unmittelbar oberhalb des Afterkanals, also innen, unter der Enddarmschleimhaut liegen. Sie können sich allerdings sehr unangenehm bemerkbar machen, wenn sie sich vergrößern, stauen, bluten oder entzünden. Mehr als die Hälfte aller Erwachsenen ist davon im Laufe seines Lebens mehr oder weniger stark betroffen.
Krankheitsbild
Warum und wie entstehen Hämorriden?
Stauungen, also der mangelhafte Abfluss des Blutes aus den Hämorriden, führen am ehesten zu unangenehmen Störungen. Eine Reihe ungünstiger Umstände kann diesen Vorgang fördern:
Venenstauungen in den letzten Wochen der Schwangerschaft oder unter der Entbindung
langes, starkes Pressen bei der Stuhlentleerung bei chronischer Verstopfung
langes Sitzen, Bewegungsarmut, Übergewicht
erhöhte Spannung des inneren Schließmuskels, der vom unbewussten Nervensystem gesteuert wird
Begünstigend für Stauungen sind außerdem übermäßiger Alkoholgenuss sowie ballaststoffarme Ernährung, die beide zu hartem Stuhl führen können. Auch eine gewisse Veranlagung zu Venenstauungen spielt eine Rolle.
Was sind die Symptome für ein Hämorridenleiden?
Hellrotes Blut im Stuhl oder auf dem Toilettenpapier ist das häufigste Anzeichen. Brennen, Juckreiz und Schmerzen können sich ebenfalls einstellen. Stark vergrößerte Hämorriden machen sich durch Vorwölbung aus dem After beim Pressen bis hin zur dauerhaften Vorwölbung (Prolaps) bemerkbar. Dann entsteht häufig auch das Gefühl der unvollständigen Stuhlentleerung. Dazu gesellen sich nicht selten unangenehme Stuhlverschmutzung der Wäsche und ein Nässen aus dem After. Bei einem oder mehreren solcher Anzeichen sollte man so bald wie möglich einen Arzt aufsuchen.
Stadien der Hämorriden
Was unterscheidet die 3 Grade von Hämorriden?
Man unterscheidet mehrere Grade von Hämorriden. Die Art der Beschwerden ist häufig vom Grad abhängig. Die Einteilung erfolgt auch, weil sich danach die Art der Behandlung richtet.
Hämorriden 1.Grades
sind vergrößert und gestaut. Sie liegen jedoch dauerhaft innerhalb oder oberhalb des Afterkanals und sind deshalb nur durch vorsichtiges Austasten und die Untersuchung mit kurzem Spiegelgerät (Proktoskop) zu erkennen.
Hämorriden 2.Grades
können sich beim Pressen aus dem After hervor wölben und werden dann sichtbar. Auch erfolgt eine Untersuchung durch vorsichtiges Austasten und Proktoskop.
Hämorriden 3.Grades
bilden stark geschwollene, gelegentlich auch schon einmal durch Blutgerinnsel bereits verhärtete Knoten, die dauerhaft vorfallen und von außen deutlich sichtbar sind. Sie sind beweglich und können mit den manchmal auch recht großen Knoten verwechselt werden, die sich unter der Haut am Afterrand bilden. Bei diesen handelt es sich um Blutgerinnselbildung von Venen, die harmlos und meist einfach und schnell ambulant zu behandeln sind (Afterrandthrombosen, auch "äußere" Hämorrhoiden genannt).
Diese verkleinern sich zum Teil von alleine und hinterlassen nicht selten mehr oder weniger störende Hautzipfel (Marisken).
Wie wird bei den verschiedenen Graden behandelt?
Hämorriden 1. und 2. Grades können mit Salben, durch Verödung oder Gummibandligatur behandelt werden.
Bei Hämorriden vom Grad 3 empfiehlt sich eine Operation. Je nach Form, Ausmaß und Veränderung der Hämorriden werden unterschiedliche Methoden angewandt. Wenn möglich können die Gefäßpolster unter der Haut des Afterkanals "herausgeschält" werden, so dass die sehr wichtige und empfindsame Afterkanal- und Afterrandhaut zu einem wesentlichen Teil erhalten und mit feinen, selbstauflösenden Nähten wieder über die Operationswunde gedeckt werden kann (Hautplastik). Begrenzte oder einzelne Knoten können auch unter größtmöglichem Erhalt der Afterhaut ohne Hautplastik ausgeschnitten werden. Durch Unterspritzung mit lang wirksamen Lokalanästhetika während des Eingriffes können die früher so gefürchteten Schmerzen der offenen Operationstechnik vermieden werden.
Bei der Operationsmethode nach Longo werden die Hämorridenblutgefäße durch eine ringförmige Klammernaht im Mastdarm oberhalb des Schließmuskels verschlossen, wodurch sich die Hämorriden in der Folge zurückbilden bzw. nachher verödet werden.
Welche Komplikationen können bei der Behandlung auftreten?
Sehr selten treten Blutungen bevorzugt um den siebten Tag nach dem Eingriff auf. Noch seltener ist eine spätere narbige Verengung des Afterkanals, außerordentlich selten eine Wundinfektion.